„Wie weiter mit den Tower Baracks (in Dülmen/NRW)?“
Grußwort von Bernhard Trautvetter an die vom DGB eingeladene Versammlung „Wie weiter mit den Tower Baracks?“ am 23.3.2017 im Kolpinghaus Dülmen
Der einst größte Materialdepot der British Army auf dem Kontinent wird seit Anfang Oktober 2016 durch US-Armee genutzt und ausgebaut. Die ca. 46 Hektar mit gutem Bahnanschluss werden nicht, wie einst laut Dülmener Zeitung (16.07.2014) geplant, an den Mittelstand der Region gehe und auch nicht, wie zwischendurch geplant als Flüchtlings-Unterkunft genutzt.
Am 1. September machte Stars and Stripes klar, wohin die Reise gehen soll: Seit der »Annexion der Krim (…) hat das Europäische Kommando der USA nach Möglichkeiten gesucht, seine Präsenz in Europa auszubauen.« Die Argumentation mit der Krim ist ein Legitimationsmärchen der USA, der NATO und der Bundeswehr, um sich vor der Öffentlichkeit für ihre Strategie der Eskalation gegen Russland zu rechtfertigen. Dass etwa der NATO – Partner Türkei seit Jahrzehnten Nordzypern illegal militärisch besetzt hält, zählt nicht. Das Militärbündnis mit den meisten und heftigsten Völkerrechtsverletzungen seit dem Ende des Kalten Krieges legitimiert seinen Kurs nicht nur mit Halbwahrheiten, sondern es lässt deutlich erkennen, dass es sich in Richtung einer Konfrontation mit Russland bewegt.
Generalleutnant a.D. Jürgen Ruwe schrieb kürzlich dass der Stabschef des nationalen amerikanischen Hauptquartiers der U.S. Army in Europe „unter dem Motto ‚Strong Europe‘ ein bemerkenswertes Programm entwickelt hat, wie mit den ca. 30.000 Soldaten ständig in Europa stationierten Soldaten durch eine äußerst flexible und intensive Übungsplanung, enge Zusammenarbeit mit europäischen Streitkräften sowie unter Nutzung von Verstärkungs- kräften aus den USA ein Höchstmaß an Abschreckung erzielt werden kann.
Die neue Lage in Europa und die Notwendigkeit, insbesondere dem Bedrohungsempfinden der neuen NATO-Staaten im Osten angemessen Rechnung zu tragen, erfordern sehr weiträumige Bewegungen von Truppenteilen über etliche Landesgrenzen hinweg und sind mit ungewöhnlichen logistischen und bürokratischen Herausforderungen verbunden.“ [https://www.clausewitz-gesellschaft.de/vortragsveranstaltung-des-regionalkreises-west-am-11-01-2016-mit-brigadegeneral-markus-laubenthal-zum-thema-die-u-s-army-in-europa/]
Passend zur aktuellen Gefahr eines Konfliktes mit der Atommacht im Osten Europas fällt auf, dass im nahegelegenen Münster die sogenannte NATO-Speerspitze als »Reaktion« auf das russische Vorgehen auf der Krim stationiert ist, um gemäß eigenem »Rapid Action Plan« blitzschnell in Osteuropa kämpfen zu können. US-General Philip Mark Breedlove, bis März 2016 NATO-Oberbefehlshaber, sagte im April 2016, das Militär habe die Aufgabe, zurück zum Geschäft der Kriegsplanung zu kommen.
Passend schrieb das Politmagazin Focus 10/2017 „Das Heer muss wieder mit Panzer- schlachten rechnen….“ (S.30) Und am 12.3.2017 zitierte die Frankfurter Rundschau die Bundes‘verteidigungs’misterin von der Leyen: „Die USA haben entschieden, Fahrzeuge und Großgeräte in der Größenordnung der Ausstattung einer Brigade nach Europa zu verlegen“.
In Dülmen backen die Militärs erst einmal kleine Brötchen, um die Sorgen der Menschen zu beschwichtigen. Am 13.3.2017 sagte R. Doherthy von der US-Army in den Tower Baracks zur Presse: „Wir lagern hier etwa mobile Generatoren, ein Feldkrankenhaus mit bis zu 60 Betten, Medikamente und auch eine mobile Zahnarztpraxis“. Die >Streiflichter< ergänzten am 14.3.: „Darüber hinaus werden einige gepanzerte Fahrzeuge und Zubehör für die Artillerie in den Tower Barracks untergebracht.“ Für den Betrieb in den Baracks läuft diese Woche eine Jobmesse im Dülmener Hof. „Wir lagern … mobile Generatoren, ein Feld- krankenhaus …, Medikamente und auch eine mobile Zahnarztpraxis“, so Doherthy. Darüber hinaus würden einige gepanzerte Fahrzeuge und Zubehör für die Artillerie in den Tower Barracks untergebracht.
Demgegenüber sprechen Informationen der Militärs an Nato-Kreise eine andere Sprache: Chief Lt. Gn. B. Hodges berichtet in Stars and Stripes am 16. März letzte Woche: Wenn das Pentagon entscheidet, mehr Soldaten nach Deutschland zu entsenden, dann ist es klar, dass wir klären müssen, „wo das geht“.
Laut Dülmener Zeitung vom 15.7.2016 sagte Donald Wrenn, Sprecher der US-Armee: „Wir wollen dort kampffähiges Material lagern, das schnell überall auf dem europäischen Kontinent zum Einsatz kommen kann.“ Mit diesem Zitat wird die Beschwichtigung von Herrn Doherthy als Manipulation offenbar.
Wie schnell eine Eskalation eintreten kann, macht die Website der US-Armee army.mil deutlich: „Die Standorte Dülmen,… und Eygeshoven, Niederlande werden genutzt, um vorpositionierte Bestände zu lagern, um in Krisenzeiten eine strategisch-weltweite und schnelle zu-Verfügung-Stellung von Material zu ermöglichen.“ [“The sites, in Dülmen, Germany, and Eygelshoven, Netherlands, will be used to store Army Pre-positioned Stock, which provides strategically pre-positioned equipment world-wide, thereby reducing deployment response times in a crisis.” (https://www.army.mil/article/176678/)]
Die Militärs erklären dies für sehr konkret für möglich, wie ein Nato-Zitat aus dem nahegelegenen Kalkar zeigt: Im Material ‚Future Vector II (Part I) liest man auf Seite 141: „Die … Annahme, dass es in Europa keinen großen Krieg [major war] mehr geben wird, ist anzuzweifeln [is in some doubt].“
Ein solcher Krieg im digital vernetzen, eng besiedelten und hochindustrialisierten Europa hieße das Ende der Zivilisation auch ohne den Einsatz von nuklearen Potentialen.
Deshalb werden wir den Protest gegen die Kriegsvorbereitung, die nun auch Dülmen erreicht hat, fortsetzen und verstärken.
Die nächsten Anlässe sind der Ostermarsch und die „Ribbon-Cutting-Ceremony“ am 10. Mai an den Tower Baracks.
Unser ‚Nein‘ zur Kriegsvorbereitung‘ ist ein ‚Ja‘ zum Leben, zur Zivilisation.
Bernhard Trautvetter (Mitglied im Sprecherkreis des Essener Friedensforums, aktiv in der Friedensversammlung/RheinRuhr/Ostermarschkomitee und Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Gründungsmitglied Bündnis Schule ohne Bundeswehr NRW)
Weitere Informationen hierzu:
“The sites, in Dülmen, Germany, and Eygelshoven, Netherlands, will be used to store Army Pre-positioned Stock, which provides strategically pre-positioned equipment world-wide, thereby reducing deployment response times in a crisis.” [https://www.army.mil/article/176678/]
Hier findet man einen bedenklichen Hintergrund/Zusammenhang:
“The two decade long assumption that there will not be a major war in Europe is in some doubt.”
http://www.japcc.org/wp-content/uploads/Future_Vector_II_web.pdf Seite 141
Es folgt nun ein Briefwechsel zwischen dem Friedensaktivisten Michael Stiels-Glenn und den Ratsfraktionen in Dülmen und an den Brigadegeneräle Markus Laubenthal in der Lucius D. Clay Kaserne in Wiesbaden, sowie die Dülmener Bürgermeisterin Lisa Stremlau um über die Dülmener MilitärLogistik der USA für die aktuelle Nato-Eskalationsstrategie zu informieren.
2016-11-14-Brief Michael Militär Stremlau.pdf
2016-12-14-Brief Michael an Militär Stremlau2.pdf
2017-01-06-Brief Michael an Gen. Laubenthal1.pdf
2017-03-09-Brief Michael Stadtrat Dülmen 1.pdf